Cholera
Den gesamten Dezember über war Cholera ein wichtiges Thema, denn zu Beginn des Monats ist in Mabilioni die Cholera ausgebrochen und über hundert Menschen waren infiziert. Aus diesem Grund haben
sich die Brüder entschieden, alle Patienten in unser Krankenhaus zu verlegen, da es deutlich abgeschieden liegt. Obwohl das Krankenhaus noch keine sanitären Einrichtungen hat und auch sonst noch
keinerlei Einrichtung, war es der beste Weg, die anderen Bewohner davor zu schützen, sich ebenfalls anzustecken. Ärzte und Schwestern kommen nun von außerhalb, um die Patienten zu betreuen. Es
ist natürlich sehr schade, dass bisher noch keine Betten, Kühlschränke für Medikamente oder andere wichtige Einrichtungsgegenstände vorhanden sind, aber ich bin sicher, auch dafür werden sich,
jetzt wo das Krankenhaus erst einmal in Betrieb genommen ist und somit seine Notwendigkeit bewiesen ist, weiter Fördergelder finden.
Bergaufenthalt
Kurz nach dem Ausbruch der Cholera habe ich mich für einen Besuch in den Bergen nach Kwamomo auf den Weg gemacht. Dort bin ich mit dem Bus hingefahren und im starken Regen hochgelaufen. Ich habe
die erste Nacht bei unserem Nachtwächter geschlafen, mit dem ich gut befreundet bin. In der zweiten Nacht musste ich aber einer Einladung in eine andere Familie folgen, der ich bereits
versprochen hatte, dass ich sie auch einmal besuche. Beim Vergleich dieser beiden Familien kann man sehen, dass es selbst in den Bergen große Unterschiede gibt, was den Wohlstand der Menschen
betrifft. Bei unserem Nachtwächter habe ich mit zweien seiner Kinder in einem Bett geschlafen, es gab nur sehr einfaches Essen und Dinge wie verputzte Wände oder eine Zimmerdecke gab es natürlich
auch nicht. In der zweiten Familie hatte ich jedoch ein Zimmer in ihrem sehr großen Haus für mich alleine und mein Bett war so groß wie mein Bett in Deutschland. Es gab zum Frühstück sogar Milch,
das ist ein Produkt, das wir noch nicht einmal bei den Brüdern haben, obwohl sie eindeutig zur Oberschicht gehören.
Ich war zwar, bis ich von Fabrizio und Elena abgeholt wurde, insgesamt nur drei Tage in den Bergen, habe es jedoch in der Kürze der Zeit trotzdem geschafft, am letzten Tag meines Aufenthaltes
noch schlechten Fisch zu essen. Dadurch habe ich die gesamte nächste Nacht versucht, meinen bereits leeren Magen noch weiter zu entleeren, bis mich Bruder Gaspar am nächsten Morgen in die
Dispensery der Secondary School gefahren hat. Dort wurde ich an den Tropf gehängt und es wurde mir Blut abgenommen. Obwohl die Dispensery für deutsche Verhältnisse wahrscheinlich dreckig war,
wird sehr gut auf Hygiene geachtet und ich hatte keinerlei Angst, ich könnte mich mit irgendetwas infizieren. Dort habe ich den gesamten Vormittag verbracht und wurde zu meiner sehr großen Freude
in dieser kurzen Zeit von fast allen Brüdern besucht. Am Ende musste ich noch drei Euro für drei kleine Packungen Medikamente bezahlen und habe festgestellt, dass es auch den Einheimischen
möglich ist, Medikamente zu bezahlen. Nach drei Tagen konnte ich dank der Medikamente schon wieder völlig normal essen und habe mich sehr kuriert gefühlt. Es war mir während dieser Erfahrung eine
deutliche Hilfe, ein wenig Kiswaheli sprechen zu können.
Mabilione
Nach wenigen Tagen, in denen ich mich noch geschont habe, um mich völlig zu erholen, bin ich mehrere Male mit Bruder Gaspar nach Mabilioni gefahren, um das Dach des ersten „Gast-Hauses“ zu bauen.
Aus diesem Grund haben wir auch dort übernachtet und ich habe ein neues Hobby gefunden. Zusammen mit einem Handwerker, der uns bei der Arbeit hilft, habe ich gelernt, im Pangani River mit einem
Moskitonetz Fische zu sammeln. Das macht zwar nicht so viel Spaß, wie mit der teilweise sehr starken Strömung zu schwimmen, aber dafür schmeckt der Fisch eben sehr gut und man kann sich auch
absolut sicher sein, dass der Fisch frisch ist. Ich mag Mabilioni inzwischen recht gerne, besonders das Leben dort zusammen mit den Handwerkern und Gaspar gibt einem das Gefühl, wirklich in
Afrika zu sein.
Weihnachten
Als plötzlich der 24. Dezember da war, habe ich natürlich gewusst, dass schon wieder ein Jahr um ist, ich habe es allerdings bis heute nicht realisiert, da in diesem Jahr einfach unglaublich viel
passiert ist. In Weihnachtsstimmung, wie ich sie gewohnt bin, bin ich nicht gekommen, aber das liegt vermutlich auch daran, dass es 35° im Schatten hatte und dass Weihnachten abgesehen von sehr
gutem Essen und vielen Gottesdiensten in der Brüdergemeinde nicht wie in Deutschland üblich gefeiert wird. Nach der Mitternachtsmesse war aber immerhin die ganze Gemeinde bei den Brüdern zum
Tanzen eingeladen. Das hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich die Lieder, die sich sehr oft wiederholt haben, schon bald nicht mehr hören konnte. Am 26. waren dann die Kinder aus dem Dorf und
aus dem Waisenhaus bei uns zum Essen und zum Tanzen. Das war für die Kinder eindeutig etwas ganz Besonderes und sie haben sich sehr gefreut. Die Kinder aus dem Waisenhaus durften sogar über Nacht
bleiben und sind erst nach dem Frühstück wieder zurück gefahren.
Zwischenseminar
Am 28. war es jetzt für mich soweit, den ganzen Weihnachtsstress hinter mir zu lassen und mit dem Überlandbus nach Morogoro zu fahren. Dort hat am selben Tag unser Zwischenseminar angefangen, zu
dem sich alle deutschen Freiwilligen, die mit katholischen Organisationen in Tansania sind, getroffen haben, um gemeinsam über den bisherigen Aufenthalt zu reden. Es hat mir sehr viel Spaß
gemacht, mal wieder mit Menschen aus meiner Kultur zusammenzusein, und es war für uns alle ein großer Gewinn, unsere Erlebnisse auszutauschen und zu besprechen. Ich hoffe, ich kann den Kontakt
mit einigen von ihnen aufrecht erhalten, um auch weiteren Austausch zu ermöglichen.
Zu mir
Inzwischen kommt es mir sehr normal vor, hier zu leben und dadurch wird es für mich immer schwieriger, Dinge, die mir am Anfang vielleicht vollkommen komisch erschienen, noch als besonders zu
sehen. Dafür werden andere Dinge besonders und von denen gab es auf dem Zwischenseminar sehr viele. Das erste war es, deutsch zu sprechen. Am Anfang habe ich immer deutsch und englisch vermixt.
Etwas Anderes ist aber zum Beispiel auch, dass ich auf dem Zwischenseminar das erste Mal in einem Supermarkt war, in dem man eigentlich alles kaufen kann, was man auch in einem sehr kleinen
europäischen Supermarkt kaufen kann. Das wirkte auf mich wie etwas Besonderes. Durch meine Abwesenheit aus der Brüdergemeinde fällt mir aber auch auf, dass es dort Menschen gibt, die ich
inzwischen wirklich mag und die ich auch gerne wiedersehen will. Das steht aber nicht im Widerspruch dazu, dass ich auf der anderen Seite tatsächlich so etwas wie ferienreif bin. Aus diesem Grund
werde ich nur kurz nach Hedaru zurückfahren und mich anschließend mit ein paar anderen Freiwilligen auf Zanzibar treffen. Bisher weiß ich noch nicht, wie lange ich dort bleiben werde, aber ich
denke so in etwa eine Woche.
Steckbrief
Name: Hendrik Traub
Alter: 28
Jetzige Tätigkeit: Student
Vorherige Tätigkeit: Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst
Einsatzort: Tanzania, Afrika
Organisation: Diözese Rottenburg-Stuttgart; Gemeinde St. Franziskus, Schwenningen
Dauer: 1 Jahr
Motivation: Hilfe zur Selbsthilfe