September 2011

Endlich wieder zu Hause. Es war in etwa dieses Gefühl, als ich nach meiner langen Reise mit dem Überlandbus an den Paare-Bergen vorbeigefahren bin, mit dem Wissen in einer Stunde anzukommen.

 

Aber jetzt nochmal von vorne: Am Mittwoch, den 31. August, habe ich mich abends von Freiburg aus auf den Weg nach Frankfurt gemacht, um von dort aus über Doha nach Dar es Salaam zu fliegen. Da der Flieger dort erst mittags gelandet ist, saß ich noch für eine Nacht in Dar in einem Hotel fest, bevor ich den Bus nach Arusha nehmen konnte. Nach acht Stunden Fahrt habe ich den Busfahrer gebeten, mich in dem kleinen Dorf Kisangara aussteigen zu lassen. Sobald der Bus weg war, hörte ich jemanden von der anderen Straßenseite meinen Namen rufen. Nur kurze Zeit später saß ich auf einem Motorrad, das mich von der Hauptstraße weg in die St. Stephen Boys Secondary School, die vor einem Jahr eröffnete Schule der Brüder, gebracht hat. Inzwischen war es Samstag und ich war zwischen lauter bekannten Gesichtern wieder zu Hause, auch wenn ich hier früher nur zwei Wochen gewohnt hatte.

 

Ich hatte mich innerhalb kürzester Zeit wieder an alles gewöhnt, was in Tansania so üblich ist, und habe es noch nicht einmal gemerkt. Erst wieder hier in Deutschland ist mir aufgefallen, dass ich mich doch umgestellt hatte.

 

Während ich die ganze Zeit nebenher versucht habe, das Solarprojekt abzuschließen, war ich auch sehr viel unterwegs und habe versucht, mich nützlich zu machen. Zunächst war da natürlich einmal der Pflichtbesuch in Mabilioni, der mir die Möglichkeit gegeben hat, mir alles anzuschauen, die eventuellen Fehler zu erkennen und zu beheben. Anschließend noch ein kurzer Stopp in Hedaru, einfach nur um allen Hallo zu sagen. Allerdings ist in Hedaru kaum noch etwas übrig vom einstigen Zentrum der Brüder. Auf dem Gemeindegrund finden sich nur die zwei Novizen Albert und Amadeus, die sich um die Tiere kümmern. Ansonsten wurde auch endlich das Waisenhaus auf den Gemeindegrund verlagert, sodass dieses Projekt nun vollständig in der Hand der Brüder liegt. Damit ist eine ordentliche Versorgung der Waisen in Hedaru endlich sichergestellt.

 

Nach drei Tagesausflügen nach Moshi, um geschäftliche Dinge mit Bruder Gasper zu erledigen, war dann schon die Hälfte meiner Zeit in Tansania vorbei. Dabei habe ich immer wieder kleinere Arbeiten in Chanjale erledigt wie zum Beispiel die Küche neu gestrichen oder ich habe geholfen, die Felder zu pflügen. Wegen der knapp bemessenen Zeit bin ich dann allerdings erst einmal für drei Tage nach Kwamomo gegangen. Es war mir sehr wichtig, meine Freunde dort wiederzutreffen, die mir Swahili beigebracht und mich erstmals in die tansanische Kultur eingeführt haben.

 

Von Kwamomo aus bin ich wieder nach Chanjale zurückgegangen. Einen Tag später bin ich dort erstmals in Tansania dem neuen Freiwilligen aus Schwenningen begegnet, Damian Viereck. Zusammen mit Damian und 15 weiteren Passagieren habe ich einen Tagesausflug nach Kilomeni in die Paare-Berge unternommen, um den Jahresabschlussfeiern einer christlichen Secondary School beizuwohnen. Auch hier habe ich wieder einige alte bekannte Gesichter getroffen, hauptsächlich Kleriker. Es blieb auch kurz Zeit, sich dort mit Kimaryo zu unterhalten, dem derzeitigen Bischof der Diözese Same. Ansonsten war dieses Fest eher anstrengend, da sich die Verantwortlichen für die Organisation durch zu langen Reden mit ihrem Programm sehr verspätet haben. So ergab es sich, dass Damian und ich vom Frühstück ab bis halb fünf nachmittags nichts zu essen bekommen haben. Aber so ist das ja fast immer mit afrikanischen Festen. Wir waren immerhin bis zur Dunkelheit wieder im Tal und pünktlich zum Essen in Chanjale zurück.

 

Die nächsten Tage habe ich damit verbracht, Schulbänke zu streichen und mit Damian einen Ausflug nach Mabilioni zu machen. Es war auch für mich die letzte Gelegenheit, Mabilioni noch einmal zu sehen. Da nun nur noch einige Tage in Tansania übrig waren, war der letzte Programmpunkt ein Besuch bei Bruder Gaspers Familie in Gonja Kigare. Dort in den Bergen hat sich nichts verändert, seit ich das letzte Mal dort war und es ist wie immer sehr idyllisch.

 

Direkt am Tag nach der Rückkehr aus Kigare habe ich mich zusammen mit Bruder Gasper auf den Weg nach Dar es Salaam gemacht. Er war dort, um mich zu verabschieden, aber auch um bei den Aufnahmeprüfungen der St. Stephen Boys Schule dabei zu sein.

 

Die Zeit während dieses Monats war tatsächlich knapp und sehr schnell vorbei. Dennoch hat es gereicht, um vieles zu sehen und in Erfahrung zu bringen. Da es manchmal scheint, als ob einige Projekte vollständig zum Stillstand gekommen seien, ist es schön zu sehen, dass sich trotzdem etwas bewegt. Gutes braucht eben Zeit oder Polepole ndiyo mwendo. Die Good Shepherd Brothers scheinen auf jeden Fall gute Fortschritte zu machen. So ist ihre Boys School zwar noch sehr klein, aber sehr gefragt, obwohl sie sogar teurer als das Chanjale Junior Seminary ist. Und auch in Mabilioni geht es vorwärts. Obwohl es für die Weiterentwicklung der Lodge kein Geld gibt, so wird gerade weiter an der Geburtstation gebaut. Die Pläne der Brüder für Mabilioni sind groß und die Zeit arbeitet dafür.

 

Für mich geht nun erst einmal mein Leben hier in Deutschland vor, aber ich bin jetzt schon neugierig, wie es in zwei oder drei Jahren, wenn ich hoffentlich wieder nach Tansania komme, dort aussehen wird.