Juni 2010

Anfang Juni habe ich anlässlich einer Bischofsweihe Besuch aus Deutschland empfangen. Meine Mentoren aus Schwenningen, Norbert und Roswitha Sindram, sind für eine Woche nach Tansania gekommen, um der Bischofsweihe des neuen Bischofs Rogath F. Kimaryo beiwohnen zu können. Da momentan der Gemeindepriester von Hedaru, Brother Moses, in Italien ist, Brother Valerian mit den Anwärtern in Mabilioni beschäftigt ist und Brother Gaspar die ganze Zeit in Same war, um die Bischofsweihe zu organisieren, war es ziemlich still hier. Diese Zeit habe ich zusammen mit meinem Besuch genutzt, um einen Tag nach Kwamomo zu gehen, in erster Linie um das dortige Kirchenbauprojekt zu begutachten, aber auch um Mzee Majaliwa zu besuchen. Dabei hatte ich die Gelegenheit, ein paar alte Freunde wiederzusehen und wir konnten den sehr dankbaren Bewohnern von Kwamomo weitere Hilfeleistungen aus Deutschland übergeben, sodass es nicht mehr lange dauern wird, bis Kwamomo zu einer eigenen Gemeinde wird. Auf den Bildern von der Kirche wird nicht wirklich deutlich, dass diese Kirche direkt am Abgrund steht und dadurch eine einzigartige Aussicht über die ganze Ebene bietet. „Kirche am Abgrund“ ist natürlich keine Metapher.


Außerdem haben wir in Kwamomo auch ein Hühnerprojekt und ein Wasserprojekt besichtigt. Das Wasserprojekt ist beinahe abgeschlossen und dient hauptsächlich zur Bewässerung der Gärten, damit die Pflanzen nicht sterben, auch wenn es zwei Wochen keinen Regen gibt. Das Hühnerprojekt ist ein Projekt der Frauen von Kwamomo und sieht bei momentanen Ei -und Fleischpreisen sehr erfolgversprechend aus. Auch hier finde ich es sehr schön, dass weitere Hilfeleistungen aus Schwenningen bereits bei den Frauen angekommen sind. Ich weiß noch nicht, wann ich selbst die Gelegenheit bekommen werde, wieder mal nach Kwamomo zu gehen, aber spätestens bevor ich Tansania verlasse, werde ich diesem Dorf wohl noch einmal einen kleinen Besuch abstatten.


Die noch übrige Zeit haben Norbert, Roswitha und ich genutzt, um die Fortschritte in Mabilioni zu besichtigen. Dabei steht natürlich das neu eröffnete Krankenhaus im Vordergrund. Aber auch das erste beinahe fertige Haus der Lodge ist ziemlich sehenswert und angesichts der Tatsache, dass diese Lodge das Krankenhaus unterstützen soll, kann man an den Fortschritten dort auch das Engagement der Brüder für Mabilioni sehen.


Am Sonntag, den 13. Juni, war dann endlich die Bischofsweihe. Zu diesem Anlass war fast jeder höhere Geistliche aus Tansania da, das heißt Priester, Bischöfe und Kardinäle. Ansonsten gibt es aber nicht viel zu erzählen von diesem Fest, da eigentlich alle Feste hier relativ gleich sind. Natürlich gab es eine unglaublich lange Messe, die das normale Volk stehend in der brennenden Sonne verbracht hat. Für Brüder, Schwestern, Priester, Bischöfe und Kardinäle wurden natürlich Sitzgelegenheiten und Überdachungen arrangiert. Danach gab es dann Essen für alle, wobei aber wiederum das Essen für die unterschiedlichen Personengruppen unterschiedlicher Qualität war und auch hier hatte nicht jeder einen Tisch vor sich. Mein Essen war übrigens hervorragend und ich bin auch nicht in der Sonne gestanden während der Messe. Das liegt in erster Linie daran, dass mich einige der Priester und natürlich die Bischöfe von Same und Arusha soweit ganz gut kennen, dass ich bei den Priestern immer einen freien Platz finde. Allerdings war es diesmal etwas anders. Denn in diesem Fall hatte ich bei den Gästen aus Deutschland zu bleiben, die man auf keinen Fall in der Sonne stehen lassen kann, da das gegen die Gastfreundschaft verstoßen würde. Außerdem war das ganze Fest ja zu großen Teilen von Bruder Gasper mitorganisiert. Nach dem langen Essen war das Fest vorbei und ich bin mit den Brüdern und einem Freiwilligen aus Moshi zusammen wieder nach Hedaru gefahren. Mein Besuch aus Deutschland ist am nächsten Morgen sehr früh mit einem Priester aus Dar es Salaam wieder nach dort aufgebrochen, da von dort aus der Flug am nächsten Tag zurück nach Deutschland ging. Mein Freund aus Moshi ist am Abend auch nach Moshi zurückgefahren.


Als sich alles wieder ein wenig beruhigt hatte, wurde mir aufgetragen, mich wieder um das Krankenhaus und um die Schwestern in Mabilioni zu kümmern, sodass alles im Lot bleibt. Dazu gehörte es auch, einen Tag nach Moshi zu fahren, um die noch fehlende Medizin zu kaufen. Dabei hat mich Bruder Faustin begleitet. Angesichts der Tatsache, dass ich aber noch am selben Abend in einem Dorf in den Bergen sein sollte, war alles ziemlich hektisch, hat aber letzten Endes doch geklappt. Ich habe mich mit Bruder Gasper und in etwa 12 anderen Leuten an der Hauptstraße getroffen und von dort aus sind wir dann gemeinsam in einem Auto in die Berge gefahren. In diesem Dorf mit dem Namen Tae war ich davor noch nie, aber es ist sehr weit oben, sehr kalt und sehr, sehr schön. Das einzige Problem war, dass die Straße nicht bis ganz nach oben ging und dass wir in der Abenddämmerung die steilen Hänge zu Fuß hochwandern mussten. Ich habe ja nichts gegen wandern, aber nach so einem Tag gibt es schönere Dinge. Die Hochzeit des mir völlig unbekannten Ehepaars ist dann verlaufen wie jedes andere Fest und das Essen war mal wieder gut. Aber wer schon mal morgens aus seinem Zelt gekrochen ist, noch nichts gegessen hat und dann Fotos davon machen soll, wie einer Kuh der Hals durchgeschnitten wird, kann verstehen, dass man lieber wieder schlafen geht. Gut geschmeckt hat sie trotzdem.


Am Abend nach der Hochzeit sind wir gleich wieder nach Hedaru zurück. Aber nicht etwa um endlich einmal auszuschlafen, sondern nur um am nächsten Morgen gleich wieder aufzubrechen. Diesmal als Fotografen zu einer Graduation nach Gonja-Kigare. Da wir schon dort waren, sind wir anschließend Gaspers Familie besuchen gegangen. Natürlich nicht ohne beim Abendessen das Deutschlandspiel anzuschauen. Inzwischen ist die tansanische Fussballbegeisterung aber wieder weitgehend verschwunden, seit Ghana nicht mehr in der WM mitspielt.


Das erste, was ich gemacht habe, als wir wieder in Hedaru waren, war ausschlafen. Anschließend bin ich wieder zu meiner Aufgabe zurückgekehrt, die Schwestern jeden Tag ins Krankenhaus zu fahren und ihnen, soweit ich das eben kann, zu helfen. Inzwischen weiß ich immerhin, wie man mit einem Mikroskop Malaria feststellt, wie man Blutdruck misst etc. Leider haben wir bisher noch keinen Doktor gefunden, der dauerhaft in unserem Hospital arbeiten kann, aber wir suchen weiter. Je mehr es sich hier in der Gegend herumspricht, dass das Hospital jetzt in Betrieb ist, desto mehr Patienten kommen auch täglich. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir einen Doktor finden.


So langsam nähert sich mein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst jetzt seinem Ende. Ich erwarte noch den Besuch von meiner Mutter und meinem Bruder und natürlich werde ich gegen Ende noch einmal überall dort hingehen müssen, wo ich gewohnt habe. Da es inzwischen recht viele Plätze gibt, wo ich immer mal wieder war, könnte das eine ganze Weile dauern. Für den nächsten Monat hoffe ich in die Berufsschule Chanjale gehen zu können, die mit dem neuen Bischof an die Brüder zurückgefallen ist. Dort kann ich meine handwerklichen Fähigkeiten bestimmt einem guten Zweck zukommen lassen, vielleicht auch unterrichten. Wie immer aber zunächst einmal auch einiges lernen, da ich bisher noch nicht an einer Berufsschule war.