Februar 2010

Bergaufenthalt - Gonja

Zu Beginn des Monats durfte ich endlich einmal wieder in die Berge. Dieses Mal habe ich in dem Heimatdorf von Bruder Gaspar bei einem Lehrer Gewohnt. Ich habe dort ein bisschen länger als eine Woche gewohnt und konnte die ganze Zeit in der secondary school unterrichten, in der auch mein Gastgeber, Mwalimu Pita, unterrichtet. Gonja ist ein sehr schönes und für tansanische Verhältnisse ziemlich wohlhabendes Dorf. Es liegt relativ hoch in den Bergen und dadurch ist es nicht nur kühl, sondern es gibt dort auch keine Malaria. Es regnet sehr viel und zusammen mit dem Klima sorgt der Regen für eine unglaubliche Natur. Man kommt sich vor wie im Urwald. Es gibt überall Bananenplantagen und Mangobäume. Auch an Avokadobäumen fehlt es nicht und durch all das zusammen lässt es sich dort wirklich sehr angenehm leben. Dementsprechend war meine Unterkunft und Verpflegung dort richtig gut. Davon abgesehen war aber auch Mwalimu Pita ein sehr beeindruckender und aufgeschlossener Mann, der mir auch einiges an Kiswaheli beigebracht hat. Mein täglicher Unterricht an der Schule in den Fächern Mathematik und Englisch hat aber sicher auch zu meinen Kiswaheli-Fortschritten beigetragen. Denn obwohl in der secondary school eigentlich nur Englisch gesprochen und auch alle Fächer auf Englisch unterrichtet werden sollten, fangen sowohl Schüler als auch Lehrer schnell an Kiswaheli zu reden. Bei den Lehrern liegt das in der Regel daran, dass es für sie einfacher ist, schwierige Sachverhalte in Kiswaheli zu erläutern. Bei den Schülern liegt das daran, dass sie bis einschließlich Form 3, es gibt Form 1-4, englisch nicht ausreichend sprechen können, um sich auch nur oberflächlich zu unterhalten. Das ist ein Problem, das es an den meisten staatlichen Schulen in Tansania gibt.
An der Bombo secondary school gibt es insgesamt 400 Schüler, die ich in dieser einen Woche alle mehr oder weniger unterrichtet habe. Sie sind in eigentlich acht Klassen aufgeteilt. Aus Lehrermangel sind es aber nur noch vier Klassen. Das heißt, dass eine Klasse 100 Schüler hat. Dazu kommen vier Lehrer, der Direktor und eben ich für diese eine Woche. Ein Stundenplan hängt im Lehrerzimmer aus, aber auf den achtet niemand so genau. Man verabredet sich nach den Pausen, wer wohin geht um zu unterrichten. Wenn alle Lehrer Lust haben zu unterrichten, gibt es also für jede Klasse einen Lehrer und wenn nicht, dann eben nicht. Nach dem Mittagessen gehen alle Schüler auf den Sportplatz und den ganzen Nachmittag gibt es Sport. Da es keinen richtigen Sportlehrer gibt, können die Schüler selbst entscheiden, was sie gerne machen würden. Fußball wird fast jeden Nachmittag mal gespielt und ansonsten gibt es einige Schüler mit unglaublichen athletischen Begabungen. Mir ist aufgefallen, dass es an der ganzen Schule kein einziges zu dickes Kind gibt. Das Sozialverhalten der Schüler fand ich sehr beeindruckend, es kam mir fast vor, als wäre die ganze Schule eine riesige Familie. Später kam mir noch der Gedanke in den Sinn, dass bei so abgeschiedenen Bergdörfern wie Gonja das gar nicht so weit von der Realität entfernt ist.
Alles in allem war die Woche in Gonja bestimmt eine der schönsten Erfahrungen hier in Afrika und ich hoffe, ich kann noch einmal dort wohnen, um für eine längere Zeit dort zu unterrichten. Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass ich mich mit meinem Gastgeber Mwalimu Pita auch über Freiwilligenarbeit unterhalten habe und dass ich die Schule sowie die Umgebung für einen/eine deutsche/n Freiwillige/n für sehr geeignet halte. Seine Worte, um mich zu verabschieden, waren so in etwa:“Komm wieder und bring deine Freunde (Freiwillige) mit.“ So eine Freiwilligenstelle ließe sich auch mit einer Schulpartnerschaft verbinden, die man natürlich erst aufbauen müsste. Ich wurde aber von dem stellvertretenden Direktor der Schule, wiederum ein Verwandter von Gaspar, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, gefragt, ob ich nach einer solchen Partnerschule in Deutschland Ausschau halten könnte.
Mein Aufenthalt in Gonja hat damit geendet, dass eines Nachmittags mein Handy geklingelt hat und ich darüber informiert wurde, dass ich meine Sachen packen muss, da Bruder Gaspar mich in ein paar Minuten abholt, um mit mir nach Arusha zu fahren, wo wir einige Einkäufe für die Mabilionilodge machen müssen. Wir sind dann mit einigen Zwischenstopps bei irgendwelchen Verwandten von Gaspar, mit Bier am Abend und frittierten Bananen mit Fleischsuppe zum Frühstück letzten Endes nicht nur bis nach Arusha, sondern bis an die kenianische Grenze gekommen, wo wir einen Gast, der von Nairobi gekommen ist, abgeholt haben. Mit den gleichen Zwischenstopps sind wir wieder bis nach Hedaru zurückgefahren und ich war wieder Zuhause.

Mabilioni

Den restlichen Monat habe ich bis auf ein paar Ausnahmen, zum Beispiel die allsonntäglichen Messen, komplett in Mabilioni gewohnt. Das hat mir echt Spaß gemacht, denn ich habe genug Arbeit gehabt und einen sehr geregelten Tagesablauf, etwas, das ich bisher nur in Gonja hatte. Mein Tag in Mabilioni sah dann folgendermaßen aus: Ich bin so gegen halb sechs kurz vor der Sonne aufgewacht und bin aus meinem Zelt auf der Krankenhausterrasse gekrochen. In der Dämmerung sieht man dort, wie die Wolken von den Paarebergen herunterfallen und kurz später, wie über ihnen die Sonne aufgeht. Morgens ist es dort noch kühl und diese Zeit kann man gut nutzen, um mit der Arbeit am Dach der ersten Pension weiterzumachen. Um zehn gibt es Frühstück und danach haben wir, Bruder Gaspar, ein Handwerker und ich, weitergearbeitet bis zum Mittagessen. Nach dem Mittagessen sollte man die Sonne in Mabilioni wirklich meiden, da es über Mittag richtig heiß wird. Aber nach drei Uhr nachmittags haben wir normalerweise wieder gearbeitet bis es fünf oder sechs Uhr war. Ich bin dann Schwimmen gegangen, während die Anderen sich ein bisschen ausgeruht haben. Entgegen aller Behauptungen der Einheimischen, die ich schon gehört habe, habe ich am Pangani River noch kein einziges Krokodil oder irgend ein anderes gefährliches Tier gesehen, von den Moskitos mal abgesehen. Nachts fängt es in Mabilioni an zu winden und deshalb gibt es draußen kaum Moskitos und es wird angenehm kühl. Aus diesem Grund habe ich es bevorzugt, nicht wie die anderen Novizen in einem der Krankenhauszimmer zu schlafen, sondern in einem Zelt vor der Tür, wo der Wind für eine sehr angenehme Klimatisierung sorgt.
Einige unserer Novizen sollen jetzt dauerhaft in Mabilioni wohnen, um sich dort um die Felder, unsere Kuh, das Krankenhaus und die Lodges zu kümmern. Außerdem werden Bruder Valerian und Faustin, ab dem 25. März dann Bruder Faustin, auch dort wohnen. Im März soll nun auch das Krankenhaus wirklich und endgültig eröffnet werden. Das einzige was noch aussteht und was für ein Krankenhaus lebensnotwendig ist, ist Wasser. Dafür fehlen aber noch ein Tank und eine kleine Pumpe, die installiert und mit dem Krankenhaus verbunden werden müssen. Selbstverständlich handelt es sich dabei um Flusswasser, aber das reicht immerhin für die Duschen und Klos. Faustin kommt aus Arusha zurück, wo er drei Monate gewohnt und gearbeitet hat. Dafür werde ich für die nächsten zwei Wochen nach Arusha gehen, um dort zu arbeiten.