August 2010

Anfang August war ich zunächst noch in Chanjale, bin aber dann mit Bruder Gasper nach Morogoro gefahren, um an einer großen Zeremonie teilzunehmen. Bei dieser Zeremonie wurde gefeiert, dass 9 Schwestern bereits für 25 Jahre Schwestern sind, 2 für 50 Jahre und weitere elf neue Schwestern zu Schwestern geweiht wurden. Da unter den Schwestern auch einige aus der Diözese Same waren, waren die Brüder offiziell eingeladene Gäste. Dadurch konnten wir als Gäste der Schwestern in deren Hotel bleiben. Nach zwei Tagen in dieser Luxusbleibe sind wir allerdings zu Gaspers Verwandten gefahren und auch dort noch einmal zwei Tage geblieben. Anschließend sind wir nach Dar es Salaam gefahren.

 

In Dar haben wir meine Mutter und meinen Bruder abgeholt, was für mich bedeutet hat, mich nun endgültig auf den Abschied von Afrika einzustellen. Zusammen sind wir noch am selben Tag bis nach Baga Moyo (verlorenes Herz) gefahren. Dieses Dorf ist die ehemalige Hauptstadt von Deutsch Ost Afrika. Dabei ist mir zum ersten mal bewusst geworden, dass die deutsche Kolonialzeit hier in Ostafrika nicht nur eine Geschichte, sondern gnadenlose Realität ist. Abgesehen von alten deutschen Gräbern gibt es unter anderem ein Katholisches Museum mit alten deutschen Zeitungen und Ostafrikakarten, eine deutsche Festung und abschließend den Platz, an dem die Deutschen Aufständische gehängt haben.

 

Von Hedaru aus bin ich mit meiner Familie mehrere Male in die Berge gefahren. So konnten wir bei Mzee Filberts goldener Hochzeit in Kwamomo dabei sein, die Hochzeit von Babus Tochter sehen und auch Gaspers Familie in Gonja grüßen. Diese Besuche waren für mich außerdem nun für eine lange Zeit die letzten Besuche und eine Gelegenheit, mich von allen zu verabschieden. Ein Besuch in Mabilioni war natürlich auch dabei und auch wenn es seit einer Weile keine Fortschritte mehr in Mabilioni gibt, so ist doch immerhin alles beim Alten.

 

Von Hedaru aus sind wir drei Tage nach Arusha und auf Safari gegangen, um Tansanias unglaubliche Natur zu sehen. Wie immer hat das natürlich gleichzeitig bedeutet, viele Stunden nur im Auto zu sitzen und nach draußen zu schauen. Durch alles, was man auf dem Weg so sieht, wird man allerdings ausgiebig für das lange Sitzen entschädigt. Auf dem Rückweg von der Safari haben wir die Brüder in Arusha, Makumira besucht und uns Watoto foundation angesehen. Wie immer scheint hier alles sehr gut organisiert zu sein und zu funktionieren.

 

In Hedaru waren wir nur noch zwei Nächte, wobei es an einem Abend ein recht großes Abschiedsfest gab. Für diesen Anlass musste eine Ziege ihr Leben lassen, die ich davor auf dem Markt in Hedaru gekauft habe. Am nächsten Morgen sind wir mit dem ersten Bus bis zurück in die Hauptstadt gefahren, haben unser großes Gepäck in das Priesterseminar gebracht, in dem ich direkt nach meiner Ankunft in Tansania gewohnt habe, und sind noch am selben Abend bis an den Hafen gefahren, wo wir sehr preiswert in einer YMCA übernachtet, haben um gleich morgens früh um sieben das erste Schiff nach Sansibar zu nehmen. Dort sind wir zwei Nächte in einem Hotel direkt am Strand geblieben. Dabei musste man, um an den Strand zu kommen, nur die Zimmertüre öffnen und einen Schritt hinausgehen. Nach diesem kurzen Urlaub an der Küste sind wir nach Sansibar Town gefahren, wo sich während des Rhamadans deutlich bemerkbar macht, dass nahezu die ganze Insel muslimisch ist. Essen war tagsüber nur hinter verschlossenen Türen möglich und deshalb sind wir für unsere letzte Nacht auf der Insel gleich im Hostel der evangelischen Kirche geblieben, dem auch ein Restaurant angegliedert war. Von hier aus sind wir mit dem Schiff zurück aufs Festland gefahren und endgültig zum Priesterseminar gegangen. Hier haben meine Mutter und mein Bruder ihre letzte Nacht in Tansania verbracht, während mein Flugzeug erst zwei Tage später abgeflogen ist.